Pflegeausbildung – Worauf kommt es bei der Ausbildung an?

Carsten Drude, Vorsitzender des Bundesverbandes Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e. V. (BLGS).

Die Pflege, die unsere Gesellschaft heute und in Zukunft benötigt, befindet sich derzeit in einem massiven Wandel. Ohne im Detail auf die allseits bekannte demografische Entwicklung eingehen zu wollen, möchte ich den Fokus auf die Ausbildung unserer zukünftigen Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner legen und – gemäß des Titels – kurz darstellen, worauf es in Zukunft ankommt.

Rückblick & Ausblick

Es dürfte mittlerweile bekannt sein, dass der Bund ein Gesetzgebungsverfahren auf den Weg gebracht hat, das aus den bisher getrennten drei Pflegeberufen (Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege) einen neuen, generalistischen Pflegeberuf entstehen lässt. Wenn noch vor 20 Jahren die Orientierung der Pflege ausschließlich am Lebensalter oder an der Art der Einrichtung eines pflegebedürftigen Menschen ausgereicht hat, stimmt dies mit den aktuellen Anforderungen längst nicht mehr überein. Im Bereich der stationären und ambulanten Altenhilfe wird mehr und mehr pflegerisches, medizinisches und technisches Wissen benötigt, gleichzeitig werden in Akutkrankenhäusern immer mehr alte, multimorbide und demenziell veränderte Patienten versorgt. In den Ambulanzen und Notfall-aufnahmeeinrichtungen der Krankenhäuser beispielsweise muss außerdem Fachwissen über die Behandlung und den Umgang mit Kindern vorhanden sein. Wir benötigen also einen Wissenstransfer auf allen Ebenen. Daher ist die Zusammenführung der drei Ursprungsausbildungen der richtige Weg und eine (!) richtige Reaktion der Politik auf die zukünftigen Anforderungen.

Fokus Ausbildung

Gegner des politisch momentan beschrittenen Weges werfen den Befürworten vor, dass man nicht drei ursprünglich getrennte Ausbildungen, die jeweils drei Jahre gedauert haben, in einer einzigen, ebenfalls dreijährigen Ausbildung zusammenführen kann. Natürlich nicht kumulativ! Das ist jedem klar, der rechnen kann. Allerdings kann man im Ausbildungsbereich sehr wohl Inhalte neu strukturieren, zusammenführen, exemplarisch unterrichten usw. Das erfordert den Einsatz von pflegepädagogischer Fachexpertise und damit das Bereitstellen des qualifizierten Lehrpersonals inklusive der dazu erforderlichen sächlichen Mittel. Hier sind auch die Verlage gefordert, ihr Programm entsprechend auszurichten.

Worauf kommt es bei der Ausbildung an?

Im Hinblick auf die derzeit bekannt gewordenen Gesetzesinhalte in der Kabinettsvorlage des neuen Pflegeberufsgesetzes (PflBG), muss insbesondere auf folgende Aspekte geachtet werden:

Die Zugangsvoraussetzungen müssen eng im Blick gehalten werden. Ein Zugang zur Pflegeausbildung ohne Vorhandensein der schulischen Voraus-setzungen ist nicht akzeptabel. Das Sprachniveau (mindestens B2) muss festgelegt werden. Auch Förderprogramme in Zusammenarbeit mit den Pflegeschulen sind hier denkbar.

Die Gesamtverantwortung der Ausbildung muss in den Händen der Schule liegen. Hier ist enorme Fachexpertise für den theoretischen und praktischen Teil der Ausbildung vorhanden.

Trägerinteressen, die sich besonders auf den praktischen Teil der Ausbildung beziehen, sind aus deren Sicht nachvollziehbar. Verwertungsinteressen dürfen aber nicht über dem Bildungsziel stehen.

Fachkommission: Im Gesetzentwurf sind viele Verweise auf eine sogenannte Fachkommission vorhanden. Diese muss mit den Fachleuten aus der Berufsgruppe selbst besetzt werden. Zentral wird in den kommenden Monaten die Gestaltung einer Ausbildungs- und Prüfungsordnung werden.

Der Bundesverbandes Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e. V. (BLGS) vertritt die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer und der Schulen im Gesundheits- und Sozialwesen. Er sieht sich als Ansprechpartner für alle fachlichen Belange in Fragen der Bildung im Gesundheits- und Sozialwesen auf nationaler und internationaler Ebene und für pädagogische und betriebs-wirtschaftliche Angelegenheiten der Lehrer/-innen und Lehrenden der Bildungseinrichtungen für Gesundheits- und Sozialwesen in Deutschland. Der BLGS ist Ratsmitglied im Deutschen Pflegerat (DPR) und Trägerverband des Deutschen Bildungsrates für Pflegeberufe (DBR).