StartseiteGesundheitstippsGallensteine

Neues Diagnostik und Therapie bei Krankheiten des Gallensystems

Gallensteine sind häufig – und keineswegs harmlos

Viele Menschen haben chronische Entzündungen der Gallenblase. Oft merken Betroffene lange nichts davon, weil sie zunächst keine Schmerzen haben. Auslöser sind meistens Steine in der Gallenblase. Gallensteine sind keineswegs harmlos: Sie können Koliken verursachen und die Entwicklung schwer wiegender Erkrankungen wie Gallenblasenkrebs begünstigen.

200 000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an der Galle. Zu den häufigsten Gallenerkrankungen gehört die Gallenblasen-Entzündung (Cholezystitis), die meist durch Gallensteine (Cholezystolithiasis) ausgelöst wird. Seltener, aber schwer wiegender sind Gallensteine in den Gallenwegen und Krebs im Gallensystem.

Die Diagnose von Gallenkrankheiten verzögert sich oft, weil chronische Entzündungen und Gallensteine keine oder nur unspezifische, leichtere Beschwerden wie Druck im Oberbauch machen. „Da das Leiden lange Zeit sehr diskret abläuft, muss der Hausarzt jeder Leberwerterhöhung genau nachgehen“, betont Holtermüller, der Chefarzt am Markus-Krankenhaus ist, das zu den Frankfurter Diakonie-Kliniken gehört. Auch leichte Erhöhungen der Leberwerte um das 1,5fache der Normalwerte sollten nicht als vorübergehende, unbedeutende Schwankung abgetan werden. Es sollte immer eine Entzündung der Gallenblase in Erwägung gezogen werden.

Eine einfache, schnelle, nicht belastende und kostengünstige Untersuchung zur Diagnose von Gallensteinen ist die Bauch-Sonografie. Fast alle Hausärzte und Internisten bieten diese Untersuchung an. Dabei kann man die Gallenblase sehen, eventuell vorhandene Steine und die Gallenwege in der Leber. Mitunter kann es schwierig sein, mit Ultraschall Steine in den Gallengängen zu finden. Man kann aber indirekte Zeichen wie einen Aufstau sehen: Dann sind die Gallengänge von normal 3 mm auf 8 bis 10 mm erweitert, sagte Holtermüller.

Bei Koliken besser gleich eine endoskopische Untersuchung

Wenn jemand bereits Koliken oder anhaltende Oberbauchschmerzen hat, sollte gleich eine endoskopische Untersuchung gemacht werden: die ERCP (endoskopisch-retrograde Cholangio-Pankreatikografie). Dabei wird ein Magenspiegelungsschlauch in den Zwölffingerdarm geschoben. Dort mündet der Gallengang. Mit einer dünnen Sonde wird Kontrastmittel in die Gallengangsöffnung gespritzt und dabei geröntgt. Sind Steine vorhanden, kann man ein zunächst zusammengefaltetes Drahtkörbchen in den Gallengang schieben und den Stein damit entfernen.

Alternativ zur ERCP kann man das Gallesystem auch mit der Magnetresonanz-Tomografie (MRT) darstellen, einer Untersuchung ohne Röntgenstrahlen. Die MRT ist für die Patienten wenig belastend. Man kann aber dabei nicht gleich die Gallengangssteine entfernen wie bei der ERCP. Geht es um Krankheiten wie Gallengangsverschluss oder -karzinome, kann man auch mit Computer-Tomografie oder einer speziellen MRT-Technik, der Cholangio-MRT, untersuchen.

Bei Entzündungen oder Gallenblasen-Steinen wird die Blase heute meist mit Schlüsselloch-Technik herausoperiert (laparoskopische Cholezystektomie). Dieser Eingriff macht meist keine Komplikationen. Nach der Operation kann es einige Monate zu einer gestörten Fettverdauung kommen. Diese Nachwirkung vergeht in der Regel aber wieder.

Etwa 6.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an Gallenblasen- oder Gallengangkrebs. Hat der Krebs noch nicht in die Leber gestreut, gibt es heute mit fotodynamischen Therapien oder Stents hervorragende Verfahren. Eine weitere Möglichkeit ist es, eine Sonde zu legen, die radioaktive Strahlung abgibt. Dadurch bilde sich der Tumor zurück.

Da Tumore im Gallensystem aber lange keine Schmerzen verursachen, und deshalb oft erst spät entdeckt werden, haben sich meistens schon in anderen Organen Metastasen gebildet. Deshalb hatten die Chirurgen noch vor zehn Jahren so gut wie keine Chance, Menschenleben zu retten, sagte Holtermüller. Liegt der Tumor zum Beispiel im Gallengang, müssen unter Umständen sehr viele Organe entfernt werden. Befindet sich der Gallengangs-Tumor in der Leber, muss zumeist ein größerer Teil der Leber entfernt werden. Allerdings habe es gerade für solche Patienten in den vergangenen Jahren Therapie-Fortschritte gegeben.

Bild- / Textnachweis / PartnerImpressumPLZ 00000 - 09999