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Demenz – ohne Frühdiagnostik keine Behandlungserfolge

Forscher arbeiten an Strategien zur frühzeitigen Erkennung des schleichenden Gedächtnisverlustes

Für viele Menschen ist es eine Horror-Vorstellung: Das Gedächtnis wird schlechter, das Denken und Sprechen fällt immer schwerer, man verhält sich unangepasst, man hat auch immer mehr Schwierigkeiten, sich im Haus und draußen zu orientieren – und man kann nichts dagegen tun! Die Rede ist von Demenz, speziell der Alzheimer-Demenz, der häufigsten Form dieser Erkrankung. Von einem „Sich-selbst-verlieren“ sprach Auguste D., die erste bekannte Patientin mit dieser Demenz-Form, deren Krankengeschichte der Frankfurter Psychiater Alois Alzheimer von 1901 bis 1906 dokumentiert hat. Stoppen oder sogar verhindern lässt sich die Alzheimer-Demenz bisher nicht. Weltweit arbeiten Forscher aber zum Beispiel an einem Impfstoff, von dem man solche Effekte erhofft. Möglich ist es jedoch schon heute, das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz mit Medikamenten zumindest für einige Monate bis Jahre zu verlangsamen. Dabei sind die Erfolgsaussichten umso besser, je früher mit der Behandlung begonnen wird. Das macht es notwendig, Patienten mit einer Alzheimer-Demenz möglichst früh zu erkennen.

"Die frühe Diagnose der Alzheimer-Demenz ist die entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Denn im Frühstadium sind noch viele geistige Funktionen erhalten und die charakteristischen Eiweiß-Ablagerungen in und zwischen den Gehirnzellen noch nicht so weit ausgebreitet wie im Endstadium“, sagt Professor Konrad Maurer aus Frankfurt am Main.

Derzeit existieren weltweit keine ausreichenden klinischen Instrumente, mit denen frühe Demenz-Stadien sicher diagnostiziert werden können. Auch die Kombination mehrerer neuropsychologischer Tests gestattet keine Vorhersage darüber, ob leichte Gedächtnisstörungen später einmal in eine echte Demenz münden werden. Hoffnung machen aber jetzt zum Beispiel bildgebende Verfahren.

Diese wurden bisher lediglich dazu benutzt, andere Demenz-Formen auszuschließen, etwa die Demenz auf Grund einer Atherosklerose (Gefäß-Verkalkung) oder die Demenz bei einer Funktionsstörung der Schilddrüse. Jetzt wollen Neuroradiologen damit aber auch charakteristische Zeichen einer Alzheimer-Demenz erkennen, sodass also die Alzheimer-Demenz relativ sicher diagnostiziert werden kann. Das soll bereits in einem frühen Krankheits-Stadium möglich sein, wenn die Symptome noch weit gehend unauffällig sind.

MRT-Verfahren bietet Hilfestellung bei der Diagnose

Ein Beispiel dafür ist die Magnetresonanztomografie (MRT). Auf MRT-Aufnahmen von Alzheimer-Patienten ist nach Angaben von Maurer zu erkennen, dass jene Hirn-Bereiche, in denen das Gedächtnis beheimatet ist, geschrumpft sind. Besonders aufschlussreich ist, wenn sich das Volumen des so genannten Hippocampus ändert, einem sichelförmigen Längswulst in der Nähe der Hirnkammern. Eine andere diagnostische Möglichkeit besteht darin, typische Änderungen des Stoffwechsels des Gehirns bei beginnender Demenz-Erkrankung abzubilden. Denn in der Frühphase der Erkrankung kommt es besonders im Schläfen- und Scheitelbereich des Gehirns zu Störungen der Traubenzucker (Glukose)-Verarbeitung, sagt Maurer. Ohne Traubenzucker gibt es keine Energie, ohne Energie keine Hirnleistung. Eine Technik, mit der sich solche Störungen des Hirn-Stoffwechsels sichtbar machen lassen, ist die so genannte Spektroskopie. Sie wird mit der Magnetresonanz-Technik oder der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) verknüpft.

Ein weiterer wichtiger Mosaikstein in der Alzheimer-Diagnostik, so berichtet Maurer im Vorgriff, ist die Untersuchung von Hirnwasser (Liquor). Dazu ist lediglich eine Punktion des Rückenmarkkanales in Höhe der Lendenwirbelsäule mit einer sehr feinen Nadel erforderlich – ein klinischer Routineeingriff. In dem gewonnenen Liquor-Tropfen finden Labormediziner Stoffwechselprodukte, die bei der Alzheimer-Krankheit vermehrt anfallen. Dabei handelt es sich um beta-Amyloid-Peptide und Tauproteine, die sich höchstwahrscheinlich ebenfalls für eine Frühdiagnostik eignen.

Innerhalb des Kompetenznetzwerkes Demenz, einem Forschungsverbund von Grundlagenforschern sowie klinischen und niedergelassenen Ärzten in Deutschland, sollen zusätzliche, durch Labor-Untersuchungen fassbare Demenz-Marker im Liquor und im Blut identifiziert werden. Außerdem hofft man, mit einem so genannten Demenz-Biochip die Diagnostik zu vereinfachen. Das heißt es wird versucht, auf einem nur fingernagelgroßen Trägermaterial aus Kunststoff oder Glas künftig mehrere Demenz-Marker in einer Liquor-Probe gleichzeitig zu bestimmen.

Eines steht nach Meinung von Professor Konrad Maurer aber schon heute fest: Es wird voraussichtlich keinen Einzeltest geben, mit dem sich die Frage beantworten lässt, ob bei einem Patienten eine Alzheimer-Demenz vorliegt oder nicht. Auf Grund der Komplexität der Erkrankung bedarf es heute wie in Zukunft stets der Kombination mehrerer Methoden, um die Diagnose sicher stellen zukönnen. (Thomas Meißner)

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