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Hepatitis b / C
Viele Menschen haben Virushepatitis, ohne es zu wissen! Infektionen mit Hepatitis B
und C werden häufig viel zu spät erkannt
Nur bei wenigen chronischen Krankheiten hat es in den vergangenen Jahren so
erfreuliche Therapie-Fortschritte gegeben wie bei der Virushepatitis. Das gilt vor
allem für die Hepatitis C. Noch vor wenigen Jahren gab es für die meisten Patienten
keine wirksame Therapie, inzwischen können viele geheilt werden. Dennoch:
Infektionen der Leber bleiben ein medizinisches Problem, denn nicht alle
Hepatitisviren lassen sich mit den modernen Arzneimitteln in Schach halten. Und viel
zu häufig werden chronische Leberinfektion nicht oder viel zu spät erkannt.
„Auch unter Ärzten haben Lebererkrankungen leider immer noch ein
Schmuddelimage“, sagt Privatdozent Thomas Berg von der Charité in Berlin, der auf
der MEDICA über Hepatitis C berichtete. Lebererkrankungen gelten als Problem von
Alkoholikern und Fixern. Das stimmt auch, sagt der Facharzt von der Medizinischen
Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie. Es ist aber nur ein Teil
der Wahrheit. Virusinfektionen der Leber sind mindestens genauso sehr ein Problem
medizinischer Einrichtungen: Unhygienisches Arbeiten, unvorsichtiger Umgang mit
Blutprodukten, mit Nadeln oder mit Operationsbesteck, schließlich infizierte
Blutprodukte selbst, all das können medizinische Ursachen einer Leberinfektion
sein. Darüber hinaus wird vor allem die Hepatitis B auch in der Bevölkerung durch
Geschlechtsverkehr weitergegeben. Die Viren landen so bei Menschen, die nie
etwas mit Drogen, Blutprodukten oder medizinischen Eingriffen zu tun hatten.
„Etwa ein Prozent der deutschen Bevölkerung ist mit Hepatitis-B- oder C-Viren
infiziert. Beide Formen sind etwa gleich häufig“, sagt Privatdozent Dr. Christoph
Sarrazin, Leberexperte vom Klinikum in Homburg an der Saar. „Etwa zwei Drittel der
Hepatitis-C-Infektionen verlaufen chronisch. Bei der Hepatitis B sind es etwa zehn
Prozent“, so Sarrazin.
Das Problem bei chronischen Leberentzündungen sind nicht so sehr die
Beschwerden: Häufig bemerken die Betroffenen die Infektion jahrelang nicht. Zu
einem lebensbedrohlichen Problem wird chronische Virushepatitis, wenn sie zum
chronischen Leberversagen führt, der Leberzirrhose. Die läßt sich durch eine
gezielte Therapie bei vielen Betroffenen verhindern. Vor allem deswegen ist es so
wichtig, daß Ärzte diese Infektionen auch erkennen. Doch daran hapert es gewaltig:
„Genaue Zahlen gibt es nicht, aber wir schätzen, daß etwa die Hälfte der Hepatitis-
C-Infektionen unerkannt bleibt“, sagt Berg. „Aufklären, aufklären, aufklären“, heißt
deswegen seine Devise.
Hohe Erfolgschancen mit Kombinationstherapie
Ist die korrekte Diagnose einmal gestellt, dann gibt es zumindest bei der
chronischen Hepatitis C hohe Erfolgschancen, wenn eine Kombinationstherapie
eingesetzt wird. Sie enthält pegyliertes Interferon und Ribavirin. Beides sind
Substanzen, die die Viren zurückdrängen können. Bei den Hepatitis-C-Virus-
Subtypen 2 und 3 können sie bei etwa 80 Prozent der Patienten die Viruslast im
Körper anhaltend unter die Nachweisgrenze drücken. Probleme macht weiterhin der
Hepatitis-C-Subtyp 1, mit dem in Deutschland etwa zwei Drittel der Betroffenen
infiziert sind. Hier gelingt bisher nur bei etwa der Hälfte der Patienten eine
erfolgreiche Unterdrückung der Viruslast. Werde die Viruslast dauerhaft unterdrückt,
sei das bei der Hepatitis C meist gleichbedeutend mit Heilung, wie Berg betont. Mit
anderen Worten: Die Infektion kommt nicht wieder.
Bei der chronisch-aktiven Hepatitis B sieht es nicht ganz so günstig aus. Deshalb ist
auch die Impfung so wichtig, die heute allen Kindern und Jugendlichen sowie
Menschen aus Risikogruppen empfohlen wird. Behandelt wird bei Hepatitis B meist
mit einer Monotherapie aus Interferon oder aber mit einem Hemmstoff der
Virusvermehrung wie Lamivudin oder dem aus der HIV-Medizin bekannten Adefovir.
„Eine Heilung, wie sie bei Hepatitis C wahrscheinlich möglich ist, erreichen wir bei
der chronisch-aktiven Hepatitis B nicht“, so Sarrazin. Bei konsequenter Behandlung
können die Patienten aber auch dann ein hohes Alter erreichen, wenn die Viren im
Körper bleiben.
Dem Problem der Resistenz, die bei antiviralen Medikamenten genauso auftreten
kann wie bei einem Antibiotikum, versuchen Forscher mit neuen Therapiestrategien
zu begegnen. Auch für die Behandlung von Patienten, bei denen die
problematischen Subtypen Hepatitis C Typ 1 oder Hepatitis B Typ B vorliegen,
werden bessere Behandlungen gesucht. Bei der Hepatitis C scheint sich die
Wirksamkeit des bereits eingesetzten Interferon alfa zu erhöhen, wenn es an das
Bluteiweiß Albumin gekoppelt wird. Was dabei herauskommt, ist ein Riesenmolekül,
das in den bisherigen Studien bei 65 bis 70 Prozent der mit dem Hepatitis C Typ 1
Virus infizierten Patienten zu einem dauerhaften virologischen Ansprechen führte.
Sowohl bei der Hepatitis B als auch bei der Hepatitis C werden außerdem neue
Hemmstoffe von Virusenzymen getestet, die das virologische Ansprechen
verbessern und Resistenzen unwahrscheinlicher machen sollen.